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Katzen und ihre wilden Nachbarn

Wie Österreichs Lieblingshaustiere zum Naturschutz beitragen können

Katzen sind aus vielen Haushalten nicht wegzudenken: Sie kuscheln sich auf Sofas, streifen durch Gärten – und mit über zwei Millionen Tieren gelten sie als das beliebteste Haustier Österreichs. Doch während sie drinnen als Schmusetiger glänzen, werden viele von ihnen draußen zu geschickten Jägern. Und genau hier beginnt ein Konflikt, der lange übersehen wurde: Hauskatzen können einen erheblichen Einfluss auf die heimische Tierwelt haben.

Wenn Katzen Beutetiere mit nach Hause bringen, ist das für viele Halter:innen zwar unangenehm – aber es passiert dennoch regelmäßig. Warum also nicht etwas Sinnvolles daraus machen? Wer solche Funde meldet, hilft mit, wichtige Daten über die Verbreitung und Gefährdung heimischer Arten zu sammeln – und trägt damit aktiv zum Naturschutz bei.

Eine Katze sitzt auf einem Nistkasten
Eine Frage der Balance

Katzen sind Teil unseres Alltags – und zugleich Teil eines komplexen Ökosystems. Als Freigänger erbeuten sie vor allem Kleinsäuger wie Mäuse aber auch Vögel, Fledermäuse, Amphibien und Reptilien werden gefangen. Studien zeigen, dass das Jagdverhalten von Katzen vor allem in Städten und Siedlungsgebieten spürbare Auswirkungen auf empfindliche Wildtierpopulationen haben kann.

Doch nicht nur Wildtiere sind betroffen. Auch die Katzen selbst sind draußen Risiken ausgesetzt: Straßenverkehr, Kampf mit Wildtieren und insbesondere Giftköder bzw. vergiftete Mäuse – etwa durch Rattengift – stellen eine unterschätzte Gefahr dar. Zwar fressen Katzen die Giftköder selbst meist nicht, doch eine vergiftete Maus kann schnell zur tödlichen Mahlzeit werden.

Citizen Science für den Artenschutz

Deshalb startet der Verein Entdecke und Bewahre Natur (EBN) im Rahmen vom Projekt „Wilde Nachbarn“ ein neues Citizen-Science Projekt: „Katzen und ihre wilden Nachbarn“. Ab Juni 2025 wollen wir gemeinsam mit der Tierecke der Kronen Zeitung und der Vetmeduni Wien Bewusstsein schaffen – und durch wissenschaftlich begleitete Forschung neue Erkenntnisse gewinnen, die sowohl dem Menschen als auch den Tieren zugutekommen.

Mitmachen und Melden

Zentraler Bestandteil des Projekts ist die Dokumentation der Beutetiere von Freigängerkatzen. Viele Freigänger bringen ihre Beute mit nach Hause – was oft für Unmut sorgt, es liefert jedoch zugleich wertvolle Hinweise: Welche Tiere leben in der Umgebung? Wie unterscheidet sich das Jagdverhalten bzw. die Beute zwischen Stadt und Land? Welche Gegenden sind besonders risikoreich - etwa durch Straßenverkehr oder den Kontakt mit vergifteten Beutetieren?

Über Wilde Nachbarn (und Stadtwildtiere) können Katzenhalter:innen Fotos und Informationen zu Beutetieren übermitteln, die ihre Katzen nach Hause gebracht haben.

Eine Katze mit einem erbeutetem Haussperling
Was tun, wenn die Katze ein Tier bringt?

Für viele Katzenhalter:innen ist es ein vertrautes, wenn auch oft unerwünschtes Erlebnis: Die Katze erscheint mit einer Maus oder einem kleinen Vogel im Maul – manchmal lebendig, manchmal tot. Dieses Verhalten ist völlig normal: Es entspringt dem Jagdinstinkt und dem natürlichen Verhalten von Katzen. Studien zeigen, dass manche Katzen ihre Beute sogar als eine Art „Geschenk“ oder zur „Versorgung“ ihrer Bezugsperson mit nach Hause bringen – insbesondere dann, wenn sie selbst gut gefüttert sind.

Auch wenn es unangenehm sein mag: Bewahren Sie Ruhe. Schimpfen Sie nicht mit Ihrer Katze – sie versteht nicht, warum ihr Verhalten problematisch ist. Versuchen Sie stattdessen, das Beutetier möglichst rasch zu sichern – Mit ein paar einfachen Schritten lässt sich die Beute dokumentieren und über unsere Plattform melden. So wird aus einem alltäglichen Katzenmoment ein wichtiger Beitrag zur Forschung.

So melden Sie Funde richtig – Schritt für Schritt

1. Schützen Sie sich selbst:
Tragen Sie beim Berührung der Beute Handschuhe oder verwenden Sie eine Schaufel oder ein Tuch. Tote Tiere können Krankheitserreger oder Parasiten übertragen.

2. Größe einschätzen:
Legen Sie, wenn vorhanden, einen Maßstab (Lineal notfalls eine Münze,) zur Beute – das hilft bei der Bestimmung erheblich.

3. Fotografieren Sie die Beute zur Dokumentation:
Damit wir die Tiere richtig bestimmen können, benötigen wir möglichst aussagekräftige Fotos. Ideal sind Bilder:

  • von oben, um Größe, Färbung und Körperform zu erkennen,
  • von der Seite, um Details wie Fell, Federn oder Schuppen sichtbar zu machen,
  • von unten, z. B. um Bauchfärbung oder Beinmerkmale zu erfassen.

 

Beispielfotos wie Beutetiere ihrer Katze gemeldet werden sollen

4. Melden Sie den Fund über Wilde Nachbarn oder Stadtwildtiere:
Zu den Fotos bitten wir um weitere Informationen:

  • Funddatum und Ort (Postleitzahl oder Adresse)
  • Ob das Tier lebendig oder tot war

5. Was passiert mit dem Tier?
Tote Wildtiere dürfen nicht einfach im Hausmüll entsorgt oder vergraben werden. In Österreich gilt:

  • Kleintiere wie Mäuse oder Vögel, die von Hauskatzen gebracht werden, gelten in der Regel als Fallwild und unterliegen der Entsorgungspflicht.
  • Diese Tiere müssen laut Gesetz über eine dafür vorgesehene Stelle entsorgt werden – etwa über kommunale Sammelstellen oder die Tierkörperverwertung.
  • In Einzelfällen kann es örtliche Unterschiede geben – informieren Sie sich daher bei Ihrer Gemeinde oder dem Magistrat, was erlaubt ist.

Lebende Tiere sollten möglichst rasch freigelassen werden – es sei denn, sie sind verletzt, dann bitte an eine Wildtierstation wenden.

Gemeinsam besser zusammenleben

Ein zentrales Anliegen des Projekts ist es, Lösungen aufzuzeigen, wie Katzenhaltung und Biodiversitätsschutz Hand in Hand gehen können. Das bedeutet nicht: Freigang verbieten – sondern: Alternativen anbieten. Ein katzensicherer Balkon, Gehege im Garten oder abwechslungsreiche Beschäftigung drinnen können helfen, die Jagdlust zu zügeln (Cecchetti et al. 2021). Und wer seine Katze kastrieren lässt, schützt nicht nur vor ungewolltem Nachwuchs, sondern reduziert auch die Größe des Streifgebiets (Kalz 2001).

Jetzt mitmachen!

Ob Sie Katzen lieben, sich für Natur und Wildtiere interessieren – oder einfach mehr über Ihre „Wilden Nachbarn“ erfahren möchten: Ihre Meldung zählt! Gemeinsam schaffen wir ein besseres Miteinander von Mensch, Katze und Wildtier.

Artporträt

Turdus merula
Microtus arvalis
Mus domesticus
Apodemus sp.
Passer domesticus